Für viele unter uns ist die Art und Weise wie das Bankensystem funktioniert eine richtige Blackbox. Zwar lassen sich auf den Websites der Banken eine Fülle an Informationen zu Kreditvergaben finden, doch die Frage wie Banken eigentlich den Zinssatz berechnen oder wovon Konditionen genau abhängig sind, rückt meist in den Hintergrund.
Banken berechnen den Zinssatz indem sie Indikator und Marge addieren. Und was genau verbirgt sich hinter den beiden Begriffen? Der Indikator setzt sich aus den Kosten zusammen, die der Bank entstehen, um das Geld von der Europäischen Zentralbank zuzukaufen. Die Marge ist der Aufschlag der Bank, womit zum Beispiel Personalkosten gedeckt werden. Daraus ergibt sich dann der Zinssatz zu dem Konsumenten Kredite abschließen können.
Wichtig dabei ist, vor allem bei variablen Krediten, wie der Indikator gestaltet ist. Denn hier ist der Zinssatz immer an den Indikator gekoppelt. In einigen Fällen wird von Banken dafür der Leitzinssatz der Europäischen Zentralbank herangezogen, der sich aktuell auf 1,25 befindet. Kreditnehmer zahlen demnach einzig und allein die Marge und genau das ist der Grund, weshalb Kredite momentan immer noch recht günstig vergeben werden. Der EZB-Leitzinssatz kann sich zwar verändern, laut Aussagen des EZB-Chefs Mario Draghi bleibt dieser allerdings zumindest bis Herbst 2020 beständig.
Banken verwenden für ihre Zins-Kalkulationen bei variablen Krediten immer eine fiktive Zinsrate. Das heißt sie rechnen oft mit 5%, obwohl der eigentliche Zinssatz wohlmöglich nur 2% beträgt. Grund dafür sind zum einen Absicherungsmaßnahmen, andererseits werden 5% als zumutbare Kreditrate betrachtet, da Zinsen bei variablen Raten ja über die Jahre ansteigen könnten.
Je nachdem über welche Besicherung du verfügst (seien es Grundstücken, Immobilien, Aktien, ..) ermittelt sich deine Beleihung bzw. der Beleihungsauslauf. Der Beleihungsauslauf stellt das Risiko eines Kredites dar und bestimmt somit auch die Höhe des Zinssatzes. Als kleine Hilfestellung kann Daumen mal Pi gesagt werden, dass der Kredit bei einer Summe von 20% Eigenkapital nicht scheitern wird. Fest steht, je besser deine Beleihung, desto bessere Konditionen lassen sich ausverhandeln.
TIPP: Kredite kannst du am besten miteinander vergleichen, indem du das/den jeweilige/n Zinsmodell, Kreditmodell, Zinssatz, Zinsindikator, Kreditmarge, Kreditlaufzeit, Gebühren und Kreditrate gegenüberstellst.
Aktuell ist das Niveau der Zinsen niedrig. Doch wie verändern sich die monatlichen Raten bei einem variablen Kredit, wenn der Zinssatz steigt und statt dem 2% plötzlich 4% oder gar 6% anfallen? Sehen wir uns das Szenario mithilfe einer Hochrechnung an:
Das Beispiel zeigt, dass es manchmal riskant sein kann, einen Kredit mit variabler Verzinsung abzuschließen. Natürlich weiß niemand genau, wann die Niedrigzinsphase enden wird. Gewiss ist auf jeden Fall, dass die USA immer schon Vorreiter waren und die EU bis zum heutigen Zeitpunkt immer nachzog – auch in Sachen Finanzangelegenheiten. In den USA gab es bis dato bereits 7 Zinserhöhungen. Demnach werden die Märkte in Europa auch irgendwann darauf reagieren.Zudem hat die Europäische Zentralbank Anleihen in Millionenhöhe eingekauft. Befinden sich solche großen Geldmengen in Umlauf, führt das mit der Zeit automatisch zu einer Inflation. Diese kann dann nur mit steigenden Zinsen bekämpft werden.
DARUM GILT: Lässt es deine persönliche Situation zu, ist es klug, jetzt einen Kredit über eine möglichst lange Laufzeit mit festgeschriebenen Zinsen abzusichern.
Es ist richtig, dass du bei einem Fixzinssatz monatlich um einen bestimmten Betrag mehr bezahlst. In der Regel gestaltet sich die Differenz zwischen variable und fix so:
TIPP: Liegt dir ein Angebot mit einem variablen und einem fixen Zinssatz vor, lohnt es sich Vergleichsberechnungen mit den beiden Varianten durchzuführen. Am besten mit unterschiedlichen Laufzeiten! Wenn die Differenz von variable zu fix nicht mehr als 1% beträgt, rentiert sich der fixe Zinssatz zur Finanzierung deiner Traumimmobilie.
Stand: März 2019, Foto: Bruce Mars
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